MILCH - 500
(L’Age D’or)
Ich nehm jeden Morgen ein Tässchen Milch mit Whiskey. Aber Obacht: diese Milch blubbert. Als der Treckerfahrer mir die frische, neue Milch auf die Veranda stellte, schluckte ich gierig und dann doch staunend. Eine Kapelle auf dem Weg zu sich selbst oder von sich fort? Schenkten Ralf Zimmermann und Arnim von Milch einst die eher fettarme aus, kommen sie nun voll homogenisiert aus dem Krug. Was sich auf dem Vorläufer “Frauenhände” schon andeutete, wird hier nun noch konsequenter vorangetrieben: aus einer rumplig-ratternden Gitarrencombo ist ein vitales Hüftschwung-Duo geworden, das in der heimischen Küche lieber ein keckes Tänzchen wagt, als im Hobbykeller neue Gitarrenlöcher auszubohren.
Milch gehen heute als vitale Mischung aus Italien-House und Trio durch. Besonders schnafte gelungen: das krude “Hallo Wessisau” mit Hitler als Eurocheck-Schreck. Während einige Titel forsch grooven, fehlt anderen ein wenig der innovative Pepp und knöchelklöppende Beat. Hier bleibt der weitere Weg der Milch vom Stall zum Kunden abzuwarten, vor allem wie überzeugend und luftdicht die beiden ihre Milch zukünftig in die Tüten kriegen. Aber vielleicht fängt ja Franziska van Almsincks lila Kuh eines Tages damit an, hierzu ihre Milch ins grüne Gras zu rappen.
Milchgesicht Galenza
Oktober 1993 NMI & Messitsch Berlin 10/93 S. 52