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DIE FREUNDE DER ITALIENISCHEN OPER – „Um Thron und Liebe“

(Par Exellence)

 

Der Beat aus Sachsen! Allerdings nicht der Semper-Oper verpflichtet, sondern eher der wilden Dresdner Neustadt. Trotzdem benutzen die Opern-Freunde bei ihren Live-Auftritten schon mal Klassik-Einspielungen wie Puccini’s “Madame Butterfly”. Dazu zeigt die Band selbstgedrehte, schwarz-weiße Acht-Millimeter-Filme aus dem Grauen der Welt: Bürgerkriegsopfer aus Tbilisi, gesprengte Häuser in Dresden, Verwundete, Tote. Auf ihrer Debüt-Platte, die nochmal alle konzert-gestählten Stücke gültig zusammenfaßt, dominiert wuchtiger, packender, donnernder Rock, meist ziemlich düster eingefärbt. Man nannte das einst Dark-Wave. Aber die vier wollen musikalisch mehr; geschickt wechseln sie das Tempo. Da krakeelt mal eine Posaune durch die Stücke, wippt ein Piano, hechelt eine Tuba. Doch dann reiten wieder finstre Gestalten durchs Terrain, Düstermänner überbringen unfrohe Nachrichten. Gepreßter Gesang weiß von okkulten Obsessionen. In “Sentimental sea” steigern sich die Dresdner schließlich in einen furiosen und fulminanten Singsang, der alles mit sich reißt. Absolut eigenwillig und überzeugend.

 

Ronald Galenza  -  WIESE - Das Berliner Monatsmagazin   9/1991 , S. 47