IRON HENNING - Asche und Diamant
(Noiseworks Records)
Iron Henning gelten ganz ohne Zweifel als die köstlichste Live-Band Berlins. Ironie & Schabernack, abgründiger Humor und ungebrochner Frohsinn machen die vier Jungs zu einem sprühenden Leuchtfeuer am abendlichen Konzerthimmel. Auf “Asche und Diamant” ist all das leider nicht drauf. Denn wie singe ich Ironie, wie vermittle ich hinterfotzigen Spaß und wie soll man ausgelassene Heiterkeit zum Klingen bringen. In Hennings Gitarren-Version von Underworlds “Born slippy” klingt das an, hier vermag ein aberwitziges Cover ein Lächeln im Ohr hervorzuzaubern. Der Humor bei dem Rote Gitarren-Cover “Weisses Boot” ist dagegen schon absehbarer. Hennings eigentliche Stärke aber, auch in den Texten und der Stile zitierende Gesang, kommen auf dieser CD kaum zum Tragen. Lediglich das “Schmuse-Chanson” in bizarr gebrochener, französischer Romantik-Veralberung oder seine bewährten Ausflüge in pseudo-ungarische Rockgefilde naiv-sozialistischer Prägung ironisieren noch ein bißchen herum. Gänzlich daneben geht dieses ironisierende Brechen allerdings in “Die Kinder von Nairobi”, das wohl Niedecken’s BAP verhohnepiepeln will, eigentlich aber distanzlos wie ein Song des frühen Festivals des politischen Liedes klingt. In “Schweigen im Wald” klingen Text und Musik schwer nach Ost-Rock, das klingt dröge, einfach nicht lebendig genug, berechenbar lustig. Das sprüht und glüht nicht, das hat keinen Boogie. Lediglich im “Winterfeldzug” poetisiert Henning, der schüchterne Beat wippt mit einer gewissen Gelassenheit. Insofern paßt der Album-Titel hier schon sehr genau. Vielleicht will ich aber auch zuviel. Vielleicht wollen Iron Henning einfach nur Spaß machen. Dann sollte man sie live auf keinen Fall versäumen.
Electric Galenza
in „Zonic“ Greifswald, Januar 2000