Feeling B - Wir wollen immer artig sein
"Wir wollen immer artig sein" schmetterten Feeling B grinsend und verhöhnten so die repressive Kulturpolitik der DDR. Anfang der achtziger Jahre in Berlin gegründet, reifte Feeling B schnell zur wichtigsten Band des musikalischen Undergrounds. Das lag vor allem an drei charismatischen Musikern: Paul Landers, Flake Lorenz und Aljoscha Rompe.
Feeling B zog aus, den Menschen in der DDR das Lächeln beizubringen. Seit der Gründung 1983 agierte Feeling B nie wie eine normale Band, sondern verkörperte die lebende Spaß-Revolte. Sie foppten das System mit lustvoller, selbstbestimmter Lebensfreude und produzierten die erste offizielle Punk-LP der DDR. Ein Sound, den es zuvor nicht gab. In dem Dokumentarfilm "flüstern & SCHREIEN" schreiben sie Rock-Geschichte. Feeling B hat die DDR nicht erschüttert, spielte aber den Soundtrack zu deren Untergang. Die Band wurde mit ihrer Haltung und Lebensweise zum Modell für viele von ihrem Leben enttäuschte Jugendliche. Feeling B gehörte wie auch immer zu diesem verblichenen Land DDR und wies bei weitem darüber hinaus.
Paul und Flake donnern heute deutschen Tanz-Metall bei Rammstein, Aljoscha Rompe ist am 23. November diesen Jahres vermutlich an einem Asthma-Anfall gestorben. Es war gerade Aljoscha, der Feeling B immer weiter voran trieb. Er war ein größenwahnsinniger Optimist, aber auch missionarischer Kämpfer. Er war einer der originellsten und eindrucksvollsten Anführer der gesamten DDR-Musikszene.
Feeling B war immer mehr als nur eine normale Band, Feeling B war ein Lebensgefühl. Hier regierten Chaos, Anarchie, Spaß und Lebensfreude. Ihre chaotische Punkmusik war aktionistisches Konzept. Feeling B verstanden sich als politische Spaß-Guerillia. Sie spielten in den letzten Dorfsälen, am Ostseestrand, in Theatern oder organisierten Festivals für die unangepassten Bands. Durch ihren Mut inspirierten sie viele junge Musiker, selbst Combos zu gründen und gegen die erstarrten Zustände anzurocken. 1990 trat Aljoscha mit einer eigenen, neuen Partei, den "Autonomen Wydoks" zu den Wahlen im Prenzlauer Berg an. Während Paul und Flake zu Rammstein gingen, machte Aljoscha noch bis 1999 mit Feeling B mit neuen Leuten weiter. Im November 2000 ist er vermutlich durch einen Asthma-Anfall gestorben. Aber der Geist von Feeling B lebt ungebrochen weiter.
R. Galenza Buchklappentext für "Mix mir einen Drink - Feeling B - Punk im Osten" (2002)