Die Firma

 

1983 als Firma Trötsch bzw. „Tanzkapelle Wandlitz“ in Ost-Berlin von Frank Trötsch Tröger gegründet. Die Firma existierte bis 1993. Tatjana Besson hatte erste aktionistische Erfahrungen in einer Künstler-Hippie Kommune in Berlin-Friedrichshagen gesammelt.Die Firma galt immer irgendwie als anstrengend. Sie verstanden sich auch als politische Agitations-Combo. Obwohl das einzelne Bandmitglieder ziemlich genervt hat. Keyboarder Trötsch bemängelte die mangelnde Professionalität und verschwand, um nach zwei Jahren intensiver Beschäftigung mit eigenen Projekten wieder als Gast einzusteigen. Sänger Kai Pankonin, Texter von Hits wie "Kinder der Maschinenrepublik" und "Faschist", rückte 1986 zur Volksarmee ein und bekam bei seiner Rückkehr Probleme mit dem antimilitaristischen Image der Band, das er selber mitgeprägt hatte. Er verließ die Firma gemeinsam mit Trötsch Ende 1987.

 

Die Mitglieder im Laufe des Bestehens: Tatjana Besson (Gesang, Bassgitarre, ging zu Freygang), Frank Tröger (Gesang, Keyboard), Key Pankonin (Gitarre, Gesang, sang dann bei Ich-Funktion), Uwe Gilbert ( Gitarre), Lothar Greiss (Schlagzeug, weiter zu Weiterverarbeitung, The Waste, Mind Raiders), Faren Matern (Gesang, Bass, ging in Westen), Thomas Schreiber (Schlagzeug), Paul Landers (Gitarre, war zeitgleich bei Feeling B, später Rammstein), Christoph Schneider (Schlagzeug, auch Feeling B und dann Rammstein), Scholle Sven "Richard" Kruspe (Gitarre, auch zu Rammstein)

 

Die Aktivitäten der Firma lassen sich keineswegs auf ein bierseeliges Punk-Revival reduzieren. Neben dem on-the-road-feeling war der Band kreative Vielseitigkeit wichtig. Musiker der Firma beteiligten sich an Performance-Aktionen in der Dresdener Kunsthochschule, am Projekt „Törnen“ und bei New Affaire. Sie traten im Rockfilm „Flüstern & Schreien“ auf. Allerdings entfernte Tatjana B. auf Druck der DEFA-Filmleute ein Anarchie-Plakat von der Bühne, die gedreht werden sollte.

 

Trommler Christoph Schneider erinnert sich: „Ich lernte Trötsch richtig kennen, der war Keyboarder bei Die Firma. Die suchten gerade einen Schlagzeuger, also bin ich bei der Firma eingestiegen. Paul kannte ich lose, wir wussten, wer wir sind, aber ich glaube, der fand mich doof. Es gab auch riesigen Knatsch, weil Paul zeitgleich bei Die Firma und Feeling B gespielt hat. Er hatte richtig Streß! Paul ist später bei Die Firma ausgestiegen, für ihn kam für einige Zeit Scholle als Gitarrist.“

 

Nach der Wende wurde bekannt, dass Frank Tröger und Tatjana Besson Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit waren. Das ist ein schwieriges Feld. Leider war es bei den Musikern, genau wie bei den Literaten, siehe: die Prenzlauer Berg-Szene, daß die IMs direkt in der Szene saßen. Was dann wieder ganz gut zur Band passte, denn der Begriff „Die Firma“ wurde in der DDR auch als Bezeichnung für die Stasi benutzt. Es gab eine Aktion von Tatjana Besson, die bei einem Konzert im Vorwendeherbst ein T-Shirt vom "Neuen Forum" trug - immerhin vor 6000 Leuten. Das war mit der Stasi abgesprochen. Toster, Sänger von die anderen kommentierte: „Das jemand spitzelt ist ein Psychopathen-Ding, dass jemand aber als Agent provocateur auftritt, finde ich eine schlimme Nummer. Das finde ich gemein.“

 

Nach dem Ende der DDR gastierte Die Firma 1990 zusammen mit vielen weiteren DDR-Künstlern in Paris und wurde vom französischen Präsidenten Mitterrand im Élysée-Palast empfangen. Und dann war es bald vorbei.

 

 Ronald Galenza