Patti Smith - The Museums-Insel
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Nee, Patti, das war nichts. 4000 Krauts sollen da gewesen sein. Die Luft stand mild, der Abend kam harmonisch nieder. Soviel Erwartung, soviel Spannung. Aber ging es hier um ein Rockkonzert oder Ikonographie? Patti Smith, bewundert, geliebt, verehrt, war in der Stadt. Caramba! Wer den unsinnigen Preis (52 Afro) zahlen konnte war drin, ca. 2000 Summer-People lagerten im umliegenden Gebüsch und labten sich am Klang des Rotweins.
Oh Patti, wie haben wir dich geliebt! Du hast unser Frauenbild und den Rock-Palast gerockt und warst bei dir selbst. Wir haben alle deine Platten und kennen jeden deiner Jünger, ob sie nun Michael Stipe, Beck oder Jochen Distelmeyer heißen. Wir haben uns deine Texte und Botschaften laut vorgesungen. Aber laut ist vorbei – jetzt kamst du uns mit einem Kammerkonzert unter freiem Himmel. Freunde & Jünger huldigten dir direkt vor der Rampe, aber da war es auch nicht lauter. Waren es deine Verluste der engsten Mitstreiter oder weil den 21jähriger Sohn dabei war. Patti, das war zu leise, eindeutig.
Oh Patti, du bist, Gott sei dank, nicht Bruce Springsteen oder Neil Young, aber es war schon zu still, zu sanft, zu leise. Die Leute bettelten um Krach, aber du lobtest Berlin. Das Alte Museum und der Preußenkitsch erstrahlte in bonbonfarbenem Licht. Es war zu unecht schön. Deine Würde strahlte heller. Besonders als du dich bei „Dancing barefoot“ stilvoll deiner Damenstrümpfe entledigt hast und sie als Fettisch unter die enthusiasmierten Jünger gabst. Viele sprechen heute noch davon. Aber wir hatten dich wilder in Erinnerung, dein Tonmann war längst gegangen. Und glaubst du tatsächlich, ein paar Reden und Sprüche über die Welt, Palästina, Israel und den Hunger an dein eingeschworenes Publikum verändern die Welt?
Ein kurzes Innehalten, trotzdem warteten alle auf deine Hits – auch ein Fluch des Alters und der rebellischen Jugend. Aber die kamen ja alle, danke! Das nicht mehr ganz so jugendliche Publikum referierte begeistert mit. Dafür hatten sie viel Geld bezahlt und wollten nun feiern. Nur das ewig gleiche, stumpfe Klatschen störte. Na ja, „People have the Power“, und sofort rannten alle los und retteten den Palast der Republik! Oder so. „Goria“ klang wie Glorie unterm Berliner Museumshimmel, fühlte sich aber gut an. Ein Weltkulturerbe.
Lange nach Konzertende lungerten wir stolz und verloren unter den nachgemachten, dorinthischen Säulen herum, die Schar deiner Fans skandierte unverdrossen vor deiner Bauwagen-Gaderobe. Als du aber noch einmal erschienst und zu ihnen sprachst, wurde alles gut. Aber wir wollten keine „Rock’n’Roll Nigger“ mehr sein. In Würde zu altern, ist schon schwer, aber du warst dabei. Danke.
Ronald Galenza 20.08.2002