Die Subkultur der DDR
Vortrag und Gespräch mit Christoph Tannert, Ronald Galenza, Norbert Thiel
Dominikaner Kloster Prenzlau am 27. Oktober 2024
Zwischen Parteiendiktatur und Kunstfreiheit
Am Sonntag, dem 27. Oktober, findet um 15 Uhr im Dominikanerkloster Prenzlau ein Galeriegespräch im Rahmen der Ausstellung „Campo Santo“ von Norbert Thiel statt. Zu Gast sind Christoph Tannert, Ronald Galenza sowie der Maler selbst. Das Trio spricht über die Subkultur in der DDR der 1980er Jahre.
Die Idee zu dem Gespräch entstand während der Vorbereitungen zur Ausstellung. Alle drei sind seit ihrer Jugend im Kulturbetrieb tätig: Der eine malt, der andere leitete bis vor kurzem das Kunsthaus Bethanien in Kreuzberg, der dritte ist Autor und kennt sich aus, besonders in Sachen Musik und veröffentlichte zahlreiche Bücher zum Thema.
Kennengelernt haben sich die drei im subkulturellen Umfeld der DDR. „Das war ja damals so“, erklärt Thiel, „dass bei Ausstellungseröffnungen nicht nur der Künstler da war, sondern auch eine Band gespielt, jemand gelesen hat und performt wurde.“ Zumindest dann, wenn man nicht mit dem System konform ging.
Wer als Musiker nicht die entsprechende Einstufung vorweisen konnte, hatte es als Künstler schwer. Für die Maler gab es einen staatlichen Verband. Die Einstufung - gewissermaßen die Eintrittskarte in den offiziellen Kunst- und Kulturbetrieb - erhielt nur, wer an einer Hochschule studiert oder als Seiteneinsteiger vor einer Jury bestanden hatte. „Die haben dann aber auch gesagt ‚Das Lied spielt ihr nicht‛“, erklärt Galenza. „Darum haben wir uns eigene Räume geschaffen oder sind eben in den Westen abgehauen.“ Thiel habe einfach malen wollen. Und das konnte er im Westen eben besser als im Osten.
Galenza und Tannert blieben in der DDR. "Aber natürlich kommt man, wenn man als junger Mensch einfach sein Ding und seine Kunst machen möchte, nicht vorbei an einem System, das von oben bestimmt, wie Mensch zu leben hat", so Thiel und Galenza - trotz der verschiedenen Lebenswege - einstimmig.
Zurück kam Thiel, als die Mauer fiel und die DDR-Geschichte wurde. Der Kontakt zu Tannert und Galenza war nie abgerissen. "Was damals entstanden ist", meint Galenza, "sind echte Gemeinschaften." "Man musste ja zusammenfinden und verschiedene Haltungen integrieren." Heute gehe es häufig nur darum, die eigene Meinung durchzusetzen. "Damals musste man selber aktiv werden und vor allem, einander zuhören. Und das gilt für heute immer noch."
Text: Maria Häfer
27. Oktober 2024
DOMINIKANERKLOSTER, UCKERWIEK 813 Prenzlau
Beginn 15 Uhr
Der Eintritt ist frei.