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SPANNUNG. LEISTUNG. WIDERSTAND - Magnetbanduntergrund DDR 1979-1989 (2006)

Spannung Leistung Widerstand.jpgHerausgegeben von Alexander Pehlemann & Ronald Galenza

Ein Zonic-Special inkl. Doppel-CD; Kompiliert von Bert Papenfuß, Bo Kondren, Bernd Jestram und Ronald Lippok

Der alte Osten war eine Transformationsgesellschaft. Aus nichts wurde wenig, aber immer wurden alle Pläne übererfüllt. Der VEB Einzelhandel verhökerte marode Technik ans willige Völkchen. Kultur war da der Transmissionsriemen, der die Nischen weitete. Nach Punk, Anfang der Achtziger, machten sich einige Sound-Enthusiasten auf, neue Wege übers Land zu gehen. Der terminus technicus war in der DDR ein ungewisser, gezeichnet von Mangel und Begeisterung. In der DDR stagnierte Mitte der Achtziger eigentlich schon alles. Die Wirtschaft erodierte, das Volk salutierte oder marodierte. Dieser Teil der subkulturellen Szene der DDR begab sich in synergetisch-synästhetisch wechselwirkende Prozesse voller Ungewißheit. Sie hatten sich von diesem Staat längst innerlich verabschiedet. Also: Stecker rein! Mit einer großen Party wird nun - siebzehn bis siebenundzwanzig Jahre später - das Erscheinen eines Buches samt beiliegender CD begangen, das ein weitgehend unerforschtes Terrain des ostdeutschen Underground vorstellt: die unabhängige Tapekultur in der ehemaligen DDR. "Spannung, Leistung, Widerstand" präsentiert aus Hunderten alter Kassettenaufnahmen ausgewählte Stücke, deren stilistische Bandbreite vom Avant Punk über intellektuell kühle New Wave bis zu elektronischen Experimenten oder Dub reicht.

In zahlreichen Texten und Interviews kommen die Akteure einer Wohnzimmer-Avantgarde zu Wort, die junge Punks, bildende Künstler und Lyriker vom Prenzlauer Berg umfasste. Die so dokumentierte Kultur ist Resultat von Wechselwirkungen. Bedingt durch die Enge im vielfach begrenzenden System der DDR. Entstanden ohne ökonomische Zweckausrichtung und Produktbewusstsein, als Kommunikationsmittel oder als kreativer Existenzbeweis. In zahlreichen Texten und Interviews lassen die beiden Herausgeber die Akteure einer Wohnzimmer-Avantgarde zu Wort kommen, die Technik-Freaks, junge Punks, Künstler und Lyriker vom Prenzlauer Berg umfaßte. Der Dichter Bert Papenfuß merkt in einem Interview an: "Wir dokumentieren auf den CDs einen Kontext, der wenigstens kongruent war zur Absurdität der realen Existenz."

Nachgezeichnet werden untergründige Gegenströmungen von hoher Eigenwilligkeit, die auch heute noch durch verwegenen Charme und Widerborstigkeit beeindrucken, und deren Spuren in der Musik von so unterschiedlichen Protagonisten wie Tarwater, To Rococo Rot, Carsten Nicolai und seinem Elektroniklabel Raster-Noton bis hin zu Rammstein hörbar sind.


DAS BUCH

Spannung. Leistung. Widerstand.
Magnetband-Kultur in der DDR 1979-1989


Herausgegeben von Alexander Pehlemann & Ronald Galenza

ca. 180 Seiten und 2 CDs
Klappenbroschur
Preis: 29,90 € (unverb. Preisempfehlung)
ISDN: 3-935843-76-3
Das Buch erscheint im September als Kooperationsprojekt zwischen Verbrecher Verlag, Zonic und ZickZack/Indigo und ist im Platten- und Buchhandel zu beziehen.

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort - Ende. Rewind. Play.
Runder Tisch - Die Absurdität der realen Existenz
Ronald Galenza - Daten-Dandys und Tape-Täter
Christoph Tannert - Die Ambivalenz des Kunst-Punks
Peter Wawerzinek - Das Desinteresse
Sascha Anderson - Zwitschermaschine
Thomas Roesler - ICHs Apokalyptus
Wolfram "Wollo" Ehrhardt - Der Demokratische Konsum oder: Die Kunst der Selbstdarstellung
Andrea Hübner / Karen Matting- 3tot
Taymur Streng - Die Wärme der Maschinen
Trötsch - Gelötet & Gemacht & Getan
Christian "Flake" Lorenz - Das gemeine Reitbein
Bo Kondren - Freie Zeit & freies Feld
Bert Papenfuß - aufruhr zur liebe im mittelpunkt der erde
Bert Papenfuß - Fratelli Lippok - The Story of Ornament & Verbrechen
Robert & Ronald Lippok - Fratelli Lippok im Erinnerungszwiegespräch
Leonard Lorek - Poesie. Akademie. Prosodie. Alles was knirscht
Frank Bretschneider - KlangFarBen von der Peripherie
Mario Mentrup - Argghhurghhähhhrghh
Wolfgang Müller - Kann maN etWas mACHen, was nicht Musik ist?
Alfred Hilsberg - Mit ZickZack in der "Zone" oder: warum was nicht funktionieren konnte

Presse-Stimmen:

Nach Büchern wie Verschwende Deine Jugend von Jürgen Teipel, das die Szene in der BRD beleuchtete, ist jetzt endlich auch die der DDR an der Reihe. Das opulente Projekt Spannung. Leistung. Widerstand, eine Doppel-CD mit musikalischen Zeugnissen der DDR-Subkultur in den Achtzigern, ein Begleitbuch und ein Konzertabend in der Berliner Volksbühne, erinnert nun an das, was sich nach dieser Landung der Außerirdischen bis zum Fall der Mauer abspielte. Zum ersten Mal wird der DDR-Underground, der sich im Spannungsfeld von Kunsthochschulen und musikbegleiteten Dichterlesungen im Prenzlauer Berg vor allem in Ostberlin entfaltete, in einem größeren Rahmen dokumentiert.

Frankfurter Rundschau

Die Herausgeber Alexander Pehlemann und Ronald Galenza führen mit kleinen Aufsätzen, Interviews, Gedichten oder Pamphleten in das virulente Schaffen einer Literatur-, Kunst- und Musikszene. Vom Prenzlauer Berg bis nach Karl-Marx-Stadt gab es wild wuchernde Netzwerke, es trafen sich nebenberufliche Aktionskünstler, Elektrobastler und Aussteigerdichter sonntags zum Musikaustausch in den Wohnzimmern. Auf illegalen Konzerten entfachten Dada-Flüsterer und Lärmpoeten wütenden Gitarrenpunk und metallischen New Wave, eine düstere Theatralik zwischen Brecht und Burroughs... auch wenn allen der Geruch vom Lötzinn anhaftet, der die Elektronik zu heißen Drähten des Widerstandes verschmolz.

DIE ZEIT

Wenn man die Helden der Undergroundszene der DDR reden hört, so kann man als Westler fast neidisch werden. Wie jede Bohème oder künstlerische Avantgarde - ob im Westen oder im Osten - war auch der Underground der DDR eine Parallelgesellschaft mit anderen ästhetischen Vorstellungen, anderen Werten, anderen Hierarchien, einer anderen Lebensauffassung, die denen der Normalbürger widersprach. Für Undergroundmusiker aus dem Osten gab es aber weder Markt noch Öffentlichkeit.
STYLE & The Family Tunes
"Magnetbanduntergrund" haben Alexander Pehlemann und Ronald Galenza diese Szene genannt, der sie jetzt einen hoch lesenswerten, liebevoll herausgegebenen Sammelband widmen. Während der alte Mainstream im selbstgewählten Ostrock-Ghetto verwest, ist die Strahlkraft der Cassettenszene in die Gegenwart enorm.

Berliner Zeitung

Abseits der schalen Ostalgie feiert ein neues Buch die fast vergessene Geschichte des DDR-Punk - und zeigt, daß die Genossen eine radikal spannende Szene hatten. Was für Ignoranten wir sind! Haben in den letzten Jahren brav nostalgisch das Düsseldorf-Hamburg-Punk-Buch "Verschwende deine Jugend" studiert und uns wie Rentner an den alten Punk- und NDW-Scheiben gewärmt. Ach hör doch auf! ... In Interviews und Beiträgen, in denen die Akteure zu Wort kommen, präsentiert sich hier zum zweiten Mal ein essentieller Doku-Roman über den deutschen New Wave - diesmal aus der Ost-Perspektive. Klischee-Punk haben die Herausgeber Alexander Pehlemann und Ronald Galenza allerdings weitgehend unter den Tisch fallen lassen. Stattdessen erfahren wir viel über eine aufregende Künstler- und Boheme-Szene mit beeindruckendem Willen zum Risiko.

Rolling Stone

Die Postpunk-Szene westlicher kapitalistischer Staaten ist der letzte Retro-Schrei, der nach historischem Wissen und Styles abgegrast wird. Und wie siehts mit der Szene hinterm Eisernen Vorhang aus? Ein neues dokumentarisches Buch schiebt den Vorhang zur Seite und gibt den Blick frei auf Kassetten-Experimentatoren, von denen viele heute noch an der globalen Elektronika-Szene mitbauen. "Spannung. Leistung. Widerstand" ist eine beeindruckende Dokumentation der vergessenen Beats, Loops, Sounds und Sprachexperimente einer vitalen Szene in den letzten zehn Jahren des Honecker-Staates.

DE:BUG

Zur Kassettenszene des untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaats gibt es das längst überfällige Standardwerk "Spannung. Leistung. Widerstand. - Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990", plus beiliegender Doppel-CD mit 48 Stücken von Ornament & Verbrechen, Rosa Extra, Bert Papenfuß, Zwitschermaschine, Magdalene Keibel Combo, Der Demokratische Konsum - um nur die bekanntesten Projekte zu nennen. ... Das permanente Versprechen, daß alles schön wird - der Kick und Trick der DDR - und seinen es die nächsten 30 Minuten. Die zwei CDs zeigen, wie das ging.

Spex

Das Erscheinen eines schönen, wie die ausufernde Veranstaltung "Spannung, Leistung, Widerstand" betitelten Buchs wurde gefeiert. Es handelt von der unabhängigen Tape-Kultur im letzten Jahrzehnt der ehemaligen DDR. Der im Verbrecher-Verlag erschienene Band erzählt viel: von der DDR-Punkbewegung, die bis 1984 von der Staatssicherheit weitgehend aufgelöst wurde; von "Sound-Enthusiasten", die Kassetten aufnahmen, die so teuer (22 Mark) wie eine halbe Monatsmiete waren; von der Zusammenarbeit zwischen Punks, Untergrund-Literaten, Aktionisten, bildenden Künstlern; aber auch von den veränderten Bedingungen Mitte der 80er, als die Szeneprotagonisten einerseits teils unterwandert wurden, andererseits oft nahezu unbemerkt in Proberäumen, Gartenlauben oder vereinnahmten, leer stehenden Häusern ihr Ding machten. Das Buch, dem zwei CDs beigelegt sind, ist klasse.

taz

Der Verlust der selbständigen politischen Einheit Westberlin nach 1989 wurde ästhetisch hinreichend beklagt, aufgearbeitet und ausgestellt. Der Verlust der Hauptstadt der DDR wurde subkulturell erst spät in den Nuller-Jahren mittels Punk-Ausstellungen angezeigt. Welche gegengeschichtswissenschaftlichen Lücken noch zu schließen sind, belegt die Buch- und Doppel-CD-Neuerscheinung "Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990", herausgegeben von Alexander Pehlemann und Ronald Galenza. Entgegen der Hybris der generell den Osten verlachenden Westlinge wird hier erstmals die berühmte Parole vom Sozialismus in eigenen Farben musikalisch wahrgemacht. Das Buch ist eine legere Materialsammlung, die inmitten kneipenähnlich aufgeschnapptem Ego-Shooter-Geschnatter früherer Aktivisten instruktive Technikaussagen parat hält. Komplett brillant sind die beigelegten zwei CDs mit Musikbeispielen.

Junge Welt

Eine Wohnzimmer-Avantgarde experimentiert mit neuen Sounds, die sie auf Kassetten aufnehmen und an Freunde und Musikerkollegen verteilen. So entsteht jenseits des Staats-Labels "Amiga" eine freie, unabhängige Szene. Ums Geldverdienen geht es dabei nicht. Man versteht sich als Klanglabor einer Parallelwelt. Ihre Musik klingt sperrig, im nächsten Moment auch gefällig. Im Prenzlauer Berg und anderswo fanden sich viele, die so dachten. Musiker arbeiteten mit Filmemachern, Schriftstellern und Künstlern. Dichterlesungen wurden zu Konzerten und Konzerte zu Happenings.

Stilbruch - RBB-Kulturmagzin (TV)

Buch und CD sind nicht nostalgisch, aber auch nicht gegenwärtig, denn, so betonen die meisten der Protagonisten: die Zeiten haben sich geändert und gemütlich war´s damals auch nicht. In Spannung. Leistung. Widerstand geht es nun um die Schnittstelle von Undergroundliteratur, Bildender Kunst und Postpunk, vereinigt auf einer Magnettonbandkassette.

Freitag

Alle einte die Unmöglichkeit, jemals eine Platte beim Staatslabel "Amiga" herauszubringen. Stattdessen verlegte man sich auf die in zeitraubender Handarbeit tausendfach kopierte Magnetbandkassette. Die Kassetten wurden nach Konzerten verkauft, zwischen Bands getauscht und in unzensierten Fanzines besprochen. Hunderte dieser akut bandsalatgefährdeten Tonträger haben Alexander Pehlemann und Ronald Galenza als Buch gesichert und aus den wichtigsten, zwischen 1979 und 1989 entstandenen Aufnahmen haben Bert Papenfuß, Bo Kondren, Ronald Lippok und Bernd Jestram nun eine Doppel-CD kompiliert. Sie erscheint unter dem Titel "Spannung, Leistung, Widerstand".

Tagesspiegel

Wer höhere Ansprüche an die Künste hat, der muß aber den Eindruck gewinnen, Berlin habe seine goldenen Kulturjahre schon hinter sich. Denn was die Archivare und Archäologen jetzt nach zwei Dezennien zu Tage fördern, läßt das, was in den achtziger Jahren im Ostteil wie im Westteil der Stadt produziert wurde, wesentlich lebendiger und subversiver erscheinen als die meiste Berlin-Kunst unserer Tage. Die Doppel-CD, deren Booklet sich zu einer veritablen Buchpublikation ausgewachsen hat, versammelt Material, das eine Szene, die sich zwischen Punk, literarischem Underground und frühen elektronischen Experimenten bewegte, auf Kompaktkassetten bannte. Anders als im Westen war das nicht unbedingt eine günstige, unkomplizierte Möglichkeit, aber immerhin war es eine.

Scheinschlag (Berlin)

Mit "Spannung. Leistung. Widerstand. - Magnetbanduntergrund DDR 1979-1989" erscheint ein Buch mit Doppel-CD über ein vergessenes Kapitel der DDR-Subkultur. Im Buch kommen viele der Protagonisten von einst zu Wort und zeichnen erstmals ein ausführliches Bild der Szene. Die Doppel-CD ist randvoll mit raren Aufnahmen, die mühsam von den alten Kassetten gerettet wurden. Oft nur ein bis zwei Minuten lange Miniaturen - ein bizarrer Soundtrack zum Leben in der DDR.

tip Berlin

Nein, dies ist kein Buch zum Thema Strom, auch nicht zum Thema Revolution. Viel besser und schräger: Das Werk widmet sich der bislang sträflich vernachlässigten Untergrund-Kassettenkultur in der DDR zwischen 1979 und 1989. In Texten und Mitschnitten kommt die damalige Wohnzimmer-Avantgarde zu Wort, die sich stilistisch irgendwo zwischen Punk, Wave und Dub bewegt.

Zitty

Erweiterte Orgasmus Gruppe, Aufruhr zur Liebe, Klick & Aus - Damen und Herren, Zuspätgeborene und Frühentgleiste, es geht auf uranhaltiges Terrain. In die Zeit vor Rammstein, in die Welt der Firma (aus Ostberlin, nicht aus Köln), in Nächte aus Tollkirsche und Aponeuron, um Morgen aus Analgin. Wer jetzt glaubt, im Osten hätten sie aber putzige Namen für den Schnaps gehabt, streiche die neue The Fucks (New York) und The Bugs (London) aus dem Monatsbudget, besorge sich dieses Buch nebst den beigelegten zwei CDs!

www.satt.org.de

Für "Spannung Leistung Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1989" versammeln die Herausgeber Alexander Pehlemann und Ronald Galenza Texte von und Interviews mit Aktivisten/innen jener Jahre in der DDR, deren spezielle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedingungen es möglich machten, daß im Verborgenen eine bunte, weitgehend unerhörte, nichtsdestotrotz aber kraftvolle Musikszene entstehen konnte.

www.fluter.de