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An Laut Stark - Fritz (2003)

An Laut Stark.jpgDas Buch zum Radio

Herausgegeben von Ronald Galenza, Kerstin Topp, Philip Meinhold

Das Buch:

Als Fritz am 1. März 1993 auf Sendung ging, da war es vor allem eines: ein Experiment. Eines der ersten wirklichen Ost-West-Projekte. Gemeinsam versuchten junge Kollegen von Rockradio B (Ost) und Radio 4U (West) ein Radioprogramm zu gestalten. In Berlin prallten Ost und West am intensivsten und authentischen aufeinander, viele Biographien änderten sich schlagartig. Die Kämpfe und Auseinandersetzungen des Alltags fanden ihre Fortsetzung in der Fritz-Redaktion, das Fritz-Programm der Anfangsjahre war ein Spiegel der Umbrüche und schnellen Veränderungen. Fritz hatte von Beginn an den Auftrag und Anspruch, Metropolen-Radio und Landfunk zugleich zu sein. Zehn Jahre, das haben wir bei der Arbeit an diesem Buch festgestellt, sind für ein Jugendradio eine Ewigkeit.  Als Fritz 1993 auf Sendung ging, wogen Handys noch ein halbes Kilogramm, das Internet war eine intime Veranstaltung für wenige Irre, und die Jahres-Charts waren von einer seltsamen Seuche befallen: Platz 1: Haddaway mit „What is love“, Platz 2: Culture Beat mit „Mr. Vain”, Platz 3: Ace of Base mit “All that she wants”.

Fritz begab sich voller Hoffnung auf den härtesten Radiomarkt Europas. Schnell war klar, daß sich das junge Programm gegen die formatierten Programme der lauten Privatfunker nur durch eine andere Art des Radiomachens würde behaupten können. Wo einer herkam war bald egal, die Sozialisation blieb wichtig. Ideen und Kreativität wurden Maßstab. Für viele Probleme des Alltags war Fritz Durchlauferhitzer, manchmal sogar Hilfe und Beistand. In seinen würdevollsten Momenten lauschte das Radio dem Hörer und nicht anders herum. Eine Option hat ein Jugendradio nie: alt werden. Hörer die beim Sendestart 1993 jung waren, sind heute gefestigte Persönlichkeiten. Die heute jungen haben meist ganz andere Probleme und Ansprüche. Jede Generation sucht und spricht ihre eigene Sprache, in der Jugend wechseln die Sympathien schnell. Ist die erste Generation Fritz-Hörer noch analog aufgewachsen, sind es die Kids von heute voll digital. All dies mußte der kleine Sender spüren und aufnehmen, wollte er ein ernstzunehmendes Medium bleiben. Denn unser Feld sind Jugend und Veränderung.

Das Buch blickt zurück auf zehn Jahre Fritz, erzählt Radio-Geschichte und -Geschichten. Fritz-Mitarbeiter der ersten Stunde und solche, die gerade erst dazugekommen sind, erinnern sich gemeinsam an zehn Jahre Fritz. Sie werfen einen Blick hinter die Kulissen des Radios und versuchen zu erklären, wie Radio im Allgemeinen und Fritz im Besonderen entsteht. Dennoch: Dies soll kein reines Jubelbuch sein, keine Festschrift, in der sich der Jubilar selbst gratuliert. Durch viele Texte schimmern auch Zweifel, Unzufriedenheit mit den medialen Bedingungen, die Frage nach Sinn und Wohin der eigenen Arbeit. Und so versucht Fritz als Buch, was Fritz als Radio immer ausgezeichnet hat: möglichst authentisch zu sein.

Radio ist ein sehr schnelles Medium, das erfordert Wachheit und Offensein. Eitelkeit funktioniert in einem Team nur selten. Fritz lebte immer auch von den Biographien seiner Macher, egal ob hinter dem Mikro oder den Kulissen. Dieses Buch hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jeder wird irgend etwas vermissen. Wenn dieses Buch zum Radio interessant und lebendig wird, dann gerade und vor allem wegen seiner Vielzahl von Geschichten und all der Menschen, die sie auf ihre ganz eigene Art und Weise durchlebt und niedergeschrieben haben. Als ein Kaleidoskop an Erinnerungen, Berichten, Anekdoten, Informationen, Fakten und vielen Bildern aus der zehnjährigen Geschichte von Fritz. Mit dabei sind Marusha, Kuttner, Mike Lehmann, Volker Wieprecht und Robert Skuppin, Tommy Wosch, Ken Jebsen, Steffen Hallaschka, Paul van Dyk, , Dietmar Wischmeyer und viele, viele andere. Einige der wichtigsten deutschen Bands wie die Toten Hosen, Die Ärzte, Rammstein und Knorkator gratulieren mit Gastbeiträgen.  Komplettiert wird das Ganze durch ein Glossar der wichtigsten Fritz-Begriffe, eine ausführlichen Chronik sowie viele Fotos. So entsteht mosaikartig das Bild eines außergewöhnlichen Radios – das Radio zum (Nach-)Lesen!