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Hg: Alexander PehlemannRonald GalenzaRobert Mießner 

MAGNETIZDAT DDR.

MAGNETBANDUNTERGRUND OST 1979–1990

 



FO 32 von 1988-Archiv Zonic


MEDIEN Echo - Magnetizdat DDR  2023

 

Das vielleicht verblüffendste neue DDR-Buch trägt den geheimnisvoll schillernden Titel „Magnetizdat DDR“ und handelt von DDR-Bürgern die das Land hinter sich gelassen hatten, obwohl sie noch mittendrin lebten. In „Magnetizdat DDR“ erzählen die Protagonisten von damals die Geschichte der Underground-Musikszene der Achtziger Jahre. Offiziell auf LP erschien diese Musik nicht, dafür aber auf privat vertriebenen Kassetten. Punk, Lärm, Dichtung und Super 8-Filme gerieten aufs explosivste aneinander, mit improvisierter Audiotechnik, allerlei bewußtseinserweiternden Daseinstechniken und der leider arg verdrießlichen Staatssicherheit. Es gibt hier famose Omas, die Westtechnik über die Grenze schleppen, es gibt den sinistren Dichter und Informanten Sascha Anderson, es gibt tonnenweise Talent und verblüffende Sätze. So wie diesen von Cornelia Schleime, die heute eine berühmte Künstlerin ist und damals in der Band Zwitschermaschine schönsten Krawall produzierte: „Die DDR hat uns nicht interessiert.“ Man staunt und lacht beim Lesen und immer wieder einmal beschleicht einen der Gedanke: wenn es heute so viele verwegene lustige, und aufrechte Leute geben würde wie damals, wäre das Leben vielleicht bunter.

 

Uli Hufen, WDR 3- Gutenbergs Welt, 3. Juni 2023

 

Die Kinder der Kassettenrepublik: Ein Sammelband dokumentiert endlich die Gegenkultur der späten DDR, bevor nichts mehr davon übrig ist. Vielleicht darf man schon deshalb diesen Sammelband mit den Prädikaten ‚wertvoll‘ und ‚wichtig‘ bewerten: als Tonband in Druckbuchstaben, als Speichermedium für Stimmen, die in absehbarer Zeit schon für immer verstummt wären, so laut und wild und tatsächlich, ja systemerodierend sie vor 40 Jahren einmal waren.

Bänder, Bands, Bitterkeit: Denn es geht in dieser Sammlung nicht nur um Musik, sondern auch viel um bildende Kunst, Film und Dichtung. Es ist gerade gegen Ende hin frappierend, wie viele da an der Überwindung der Gartenzäunchen zwischen den Ausdrucksformen gearbeitet haben. Und oft genug geht es natürlich auch um heftige Friktionen, die offensichtlich bis heute nachwirken.

 

Peter Richter, Süddeutsche Zeitung, 27.06.2023

 

»Magnetbanduntergrund«. Den Begriff prägten Alexander Pehlemann und Ronald Galenza; es war der Untertitel des von ihnen 2006 herausgegebenen Sammelbandes »Spannung. Leistung. Widerstand« über diese Szene. Nun haben Pehlemann und Galenza zusammen mit Robert Mießner einen neuen Sammelband zum Thema vorgelegt: »Magnetizdat DDR«, mehr als doppelt so dick wie das Vorläuferbuch und auch systematischer angelegt. gibt es hier aufgeklärte Essayistik und Geschichtswissenschaft zur Vertiefung und Erweiterung der Diskussion, nun auch ein Kapitel zur unabhängigen Filmproduktion (auf Super-8) und ein ausführliches zu den »Female Voices der DDR-Subkultur« (mit Beiträgen von Yana Milev, Gabriele Stötzer, Uta Hünniger, Cornelia Schleime und anderen).

Anders als im Westen setzte der Ost-Untergrund untereinander nicht auf Distinktion durch Abgrenzung der subkulturellen Szenen, sondern auf Kooperation und Begegnung. »Man kannte sich und arbeitete genreübergreifend zusammen«, schreibt Ronald Galenza über das Ostberlin der 80er. »Maler, Filmleute, Musiker, Poeten, Puppenspieler und Hallodris machten nun Kunst, Krach und Unfug. So überschnitten sich einige Teile der Prenzlauer-Berg-Literatur-Szene mit unangepassten Bands.« Über alle Künstler*innen ist im Buch zu lesen – das ist wichtige Grundlagenforschung über die »Sonderzone DDR«, wie die drei Autoren in den Liner Notes das Dreifachalbums den untergegangenen Staat nennen.

 

Christof Meueler, nd Die Woche Nr. 162, 15./16. Juli 2023

 

 

Compiled by Alex Pehlemann, Ronald Galenza and Robert Mießner is atonce an utterly absorbing, thoroughly entertaining an extraordinarily illuminating triple LP anthology of underground culture across the GDR between 1979-90.

The accompanying booklet is as informative as it is sardonically entertaining taking you deep into the mindsets of ists various singers and players, ists mini bios and histories revealing the circumstances in which the music made.

 

Biba Kopf, Magazin The WIRE UK, September 2023

 

 

Was haben Die Arroganten Sorben, Der Expander Des Fortschritts, Frigitte Hodenhorst Mundschenk, Die Gehirne, Magdalene Keibel Combo, Ornament & Verbrechen, Rosa Extra, Zwitschermaschine, Heinz & Franz, Das Freie Orchester, 6 aus 49, Herr Blum oder Erweiteter Orgasmus gemeinsam? Es sind alles bizarre Bandnamen von Bands, die in der DDR Musik gemacht haben und nun in einem klugen Buch versammelt sind. „Magnetizdat DDR“ heißt das Buch, in dem der sehr vielfältige, bunte und sehr interessante Magnetband-Untergrund in dem Land dokumentiert wird. Es erzählt über die Musik auch andere, spannende Geschichten über das Leben in der DDR. Und es beschreibt den widerständigen Spaß, aber auch die Not und Repressionen dieser Zeit, in der diese experimentelle Musik entstanden ist.

 

Marion Brasch, Radio 1 (rbb), 10.05.2023

 

 

 

 

Magnetband - Foto: R. Galenza


 

 

Die Kunstavantgarde der DDR hat verschiedene Namen: Punk, Underground oder Magnetizdat. Das Wort ist eine Ableitung von "Samizdat" und "Tamizdat", womit in der Sowjetunion Spielformen der Gegenkultur beschrieben wurden. Magnetizdat steht für die geheim in Umlauf gebrachten Magnetband-Kassetten. Sie waren Ausdruck von ästhetischem Widerstand, Freiheit und künstlerisch gelebten Anderssein: eine Gegen-Kunst. Das Sachbuch "Magnetizdat DDR / Magnetbanduntergrund Ost 1979 bis 1990" von A. Pehlemann, R.Galenza, R. Mießner arbeitet diese Geschichte nun auf, genauso kenntnisreich wie unterhaltsam. Ein materialreiches, mit vielen Bildern, Analysen und Gesprächen versehenes Buch über den Untergrund Ost/DDR der Jahre 1979 bis 1990. In Texten und Gesprächen kommen sie alle zu Wort; Conny Schleime und Annett Gröschner, Christoph Tannert und Bert Papenfuß, Gabriele Stötzer und Bo Kondren - und viele andere der damals Beteiligten.

 

Jörg Schieke, MDR KULTUR, 17.05.2023

 

 

Das Buch „Magnetizdat DDR“ erinnert an avantgardistische Bands der Achtziger. Ab Anfang der 80er-Jahre entwickelte sich eine solche Szene von experimentellen Gruppen, viele wollten mit ihrem oft dadaistisch beeinflussten Lärm wohl auch gar nicht mit dem Staat in Berührung kommen. „Kassettentäter“, die ihre Musik in Kleinstauflage zwischen einem und 100 Exemplaren mit selbstgestalteten Covern in Umlauf brachten. Die Herausgeber des voluminösen Sammelbandes „Magnetizdat DDR“ (eine Wortneuschöpfung aus dem Begriff Samizdat und Magnetband) haben Essays, Dokumente und Interviews zusammengestellt, die diesmal auch noch die Randbereiche dieses Randbereichs der ostdeutschen Popmusik dokumentieren. Aus heutiger Sicht erscheint es fast unglaublich, was in der Nische der DDR-Subkultur möglich war. So schlecht produziert und so gewollt anstrengend die Musik auch ist, um die es in dem Buch und auf der LP-Kompilation geht–irgendwie ist sie gerade deswegen der passende Soundtrack zu den letzten Jahren der DDR. Aber auch die Zukunft scheint schon auf: Viele der elektronischen Produktionen können als Vorläufer von Techno betrachtet werden, der in den 90erJahren die Begleitmusik für die Wiedervereinigung lieferte.

 

Tilman Baumgärtel - Berliner Zeitung, 9. Januar 2024, S. 12

 

 

Systemkritik mit Kassetten. Das waren sehr unterschiedliche Musiker die damals zusammen kamen und die nun in dem wunderbaren neuen Buch „Magnetizdat DDR“ wieder versammelt sind, das sich dieser wichtigen Phase deutscher Musikgeschichte widmet. Wie u.a. Ronald Lippok, der nach der Wende mit Bands wie To Rococo Rot und Tarwarter ziemlich prägend geworden ist. Man findet Vorläuferprojekte von Rammstein oder Alva Noto und das international operierende Kunst-Musiklabel Raser Noton. Man erfährt viel über deren Ursprünge in der DDR-Post Punk-Szene. Spannend auch über die Rolle der Frauen in dieser Szene zu lesen, wie z.B. über die Band Erweiterter Orgasmus.

 

 

Massimo Maio, Deutschlandfunk „Kompressor“, 9.5.2023

 

 

 

Während die NDW des Westens bis in die kleinsten Nebenaspekte untersucht ist, gibt es im Osten noch viel zu entdecken. Radikal aufregende Musik von Dissidenten! Das lesenswerte Buch ist im Verbrecher Verlag erschienen. Die dazu gehörige Compilation ist eine Entdeckungsreise in den Kassetten-Untergrund der Jahre 1979 bis 1990. Essenzieller DIY-Sound!

 

Jürgen Ziemer, Rolling Stone, August 2023

 

 

Tatwaffe Tape: »Magnetizdat DDR« erzählt manch Neues zur DDR-Kassetten-Subkultur 1979–1990. Viele der Heldenschar nutzten – »als Teil weltweiter Subkulturaufbereitung oder subkulturellen Warenumlaufs« – gerne die Chance, »dem deutsch-deutschen Darstellungsdilemma zu entrinnen« (Mitherausgeber Alexander Pehlemann) und trugen bei zu »Magnetizdat DDR. Ästhetisches Ticket hin, Produktions- und Soundstandards auf Weltniveau her, die »ganz eigene Rezeptionsweise westlicher Subkulturen« (Ronald Galenza) umfasste in kreativer Adaption von (Art-/Post-)Punk über Dark Wave, Experimental- und Post-Rock, über Elektro bis zu Performancekunstkrach praktisch alle einschlägigen Genres. Dieses so orts- und zeitspezifisch kreative Mit- und Durcheinander nachsinnend zu illustrieren, gelingt in »Magnetizdat« gut.

 

Norman Philippen, Junge Welt, 16.08.2023

 

 

Welche Subkulturen gab es in der DDR? Protest und Verweigerung waren der Motor der Subkultur in der DDR. Um dem staatlichen Anpassungsdruck zu entkommen haben Jugendliche ihre eigenen Freiräume gesucht und geschaffen. Es entstand eine lebhafte Gegenbewegung zu staatlichem Druck und Anpassung. Das Buch „Magnetizdat DDR“ beschreibt umfangreich alternative und nichtsystemkonforme, oft verbotene Musik.

 

Catherine Mundt, Hessischer Rundfunk - hr2-Kultur, 10.5. 2023

 

 

Diese 3LP-Edition ist die tönende Begleitung zum von vielen mit wachsender Ungeduld erwarteten und vor einigen Tagen nun endlich im Verbrecher Verlag erschienenen Buch "Magnetizdat DDR". Das vom portugiesischen Grafiker José Mendes mit einem feinsinnigen, das Thema "Magnetband" geschickt re-interpretierenden Artwork versehene und auf den Innenhüllen so kenntnis- wie detailreich track-by-track-kommentierte Vinylpaket ist jedenfalls nicht nur die perfekte Ergänzung zum dicken Buch. Nein, diese Geschichtsarbeit vermag auch als musikalisches und (gegen-)kulturelles Statement ganz für sich zu (be)stehen. Sehr zu begrüßen ist, dass mit den sonst nur schwer zu findenden Improvisationen der Erfurter Künstlerin Gabriele Stötzer und ihrem Erweiterten OrGasmus auch einige Belege für feministisch konnotierte Freiheits-Musik integriert werden konnten. Für Dabeigewesene ein schönes Dokument des Rausche(n)s, für Spätgeborene und insbesondere auch für jene, die auf der knallbunten Seite der Mauer aufwuchsen, eine sehr gelungene Geschichtslektion und somit für (fast) alle eine höchst lohnenswerte Anschaffung.

 

Karsten Zimalla, Westzeit.de, 01. Juni 2023

 

 

Der neue Sammelband ist die Fortsetzung des Buchs „Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990“ von 2006. Wie auch dort geht es hier um den musikalischen Untergrund im Arbeiter- und Bauernstaat, der nicht zuletzt dank Stasi und Behörden schnell politisch wurde. Im Mittelpunkt steht nicht der Pogo-Punk, sondern vor allem Post-Punk, New Wave, Elektronische Musik und Avantgarde-Rock und -Pop. In den zahlreichen Aufsätzen wird anschaulich geschildert, wie sich die Literaturszene und Musiker:innen gegenseitig beeinflussten. So entsteht ein buntes Bild von einer Szene, die sich ständig neu erfand und auch erfinden musste und wollte. Zahlreiche Fotos, Abbildungen von Tape-Covern und Plakaten sorgen dafür, dass die 464 Seiten nicht zur Buchstabenwüste werden.

 

Triebi Instabil, Ox Fanzine Nr. 169, August 2023

 

 

Seit einigen Jahren wächst das Interesse an Subkulturen und Punk im ehemaligen Ostblock. Vor kurzem erschien der Sammelband »Magnetizdat DDR«, der den Magnetuntergrund der DDR unter die Lupe nimmt. Punk war Ausdruck eines innergesellschaftlichen Widerspruchs, Kassetten funktionierten dabei als Demokratisierungsmedium und steigerten die Paranoia der DDR-Bürokratie.

 

Luca Glenzer, Jungle World, 25.05.2023

 

 

Man kann bei Buch und 3LP-Compliation von Pionierarbeiten sprechen, die Wirkung zeigten. Der Weg einiger Beteiligter führte zu international erfolgreichen Acts wie Rammstein, Tarwater und To Rococo Rot oder dem Label Raster Noton. Ich lade Euch ein, diese Musik zu entdecken und jenen Geist hoffentlich zu hören, der in ihr steckt. Den Geist der Verweigerung, des Aufbruchs und der Hoffnung!

 

Henry Kozok - https://radiohoerer.info/

 

 

Magnetbanduntergrund Ost

Iron Curtain Radio (major label) presents: the triple LP for the book project of the same name with 43 radically exciting pieces from the music cassette underground of the former GDR! A tour-de-force through eleven years of offbeat and anti-state releases. Triple LP in gatefold sleeve with informative 12-page booklet and download code!

After the book published by Alexander Pehlemann, Ronald Galenza and Robert Miessner entitled "Magnetizdat DDR" was published, a successor to the first part "Suspense. Power. Resistance.", the editors have also included the stylistic diversity of the scene in a magnificent compilation immortalized with 43 tracks: from unorthodox punk with a no-wave tendency, lo-fi experimental rock, idiosyncratic pop designs, darkwave both as a sound and as a basic feeling, new Sorbian art, industrial, art noise and anticipated post rock to improvised music and performance soundtracks The spectrum ranges right up to compositions based on the avant-garde.

In addition to somewhat better-known representatives such as Ornament & Crime, Rosa Extra or Der Schwarze Kanal, the most obscure projects and artists* of the former underground cavort here. As with the Iron Curtain Radio compilation "Notes From The Underground", this release was also created in cooperation with the Portuguese project "Unearthing The Music", whose designer Jose Mendes was responsible for the exceptionally aesthetic design.

 

Sonic Rendezvous, Alkmaar, Netherlands