Ceylon (Sri Lanka)


Alles fing schon wieder von vorne an. Wir waren zum Nachmittags-Tee verabredet wie zu einem

täglichen Gebet. Inzwischen ist es nach dunkler Mitternacht. Draußen rasseln die Säbel. Diese Nacht

gehört uns nicht mehr. Keine Echos. Aber die Drinks sind längst for free, denn wir haben grad die Bar

gekauft. Wir kauten längst auf Ola-Blättern rum, eine Mischung aus Palmenblättern, Holzkohle und

Kokosnußöl. Wir schrieben unsere jüngste Welt-Literatur darauf nieder und verscheuerten die für

Arrack. An Schecker und Empörte. Aus dem Meer erscholl Musik.

 

Unsere kleine Runde erweiterte sich nach dem Tee. Als das goldene Glück auf den Tisch geriet. Die

Sonne war verloren, vielleicht wärmt sie uns morgen. Nun erschienen die lustigen Gewerke:

Zimtschäler, Hai-Fischer, Handständler, Palmzapfer, Bartschneider, Wäscher, Ständchensänger,

Tempeltrommler, Gewürz-Dealer. Uns war ihr Kasten-System zu doof. Es gab Toddy und Arrack aus der

Kokospalme für alle. Kopfweh versprochen oder Zerwürfnisse. Aus der Jukebox erklangen Michael

Ondaajte-Lieder umsonst. Die Ersten tanzten schüchtern voller Sehnsucht nach Jugend oder Flucht.

Hätt ich das gewusst. Wir sehen uns wieder, bestimmt.

 

Geheimzirkel im Hinterzimmer verabredeter Auskenner und Dukaten-Scheißer, wie wir glaubten. Später

stießen die etwas älteren weisen Graubärte dazu, die Taschen voller Sternenstaub. Denn am

Nachbartisch aus Gummi soffen die harten Kaliber – die Kautschuk-Könige. Sie hatten alle Goldene

Colts. Charles Goodyear fiel irgendwas auf einen heißen Ofen. Er hatte ohne Not die Vulkanisierung

entdeckt. Jetzt drehten alle durch, Kautschuk hieß die neue Verheißung. Er ging später hoch

verschuldet von uns. John Boyd Dunlop machte daraus Gummireifen. Ach und Weh, auch ihn beraubten

sie. Eine sternenlose Zeit. Goodyear auf Gin startete 1898, Michelin gründete sich 1899, Firestone zog

im gleichen Jahr nach. Die bezahlten alles in bunten Steinen aus den Landes-Minen. Das Rad der Zeit

hatte uns überrollt. Das Maul voller Beschwerden. Irgendwo dort am Golf von Bengalen. Wo Winde  

gingen.

 

© R. Galenza