Parole: Weltvertrauen
Wund wie ein Hohlweg wand ich mich in den Trugbildern der Natur. Bäume bis zum Himmel, Flüsse ans Ende der Welt. Trügerische Horizonte voller klischeehaften Verheißungen... Über den eigenen Schatten springen. Beziehungs-Sümpfe als plumpe Fallen, verwirrende Weggabelungen als kreischende Kommunikationsschnittstellen. Dahinter tendenziöse Trendpfade des Trostes oder Tunnel zurück ins Trauma. Überall marodierende Marktschreier der Spaßgesellschaft, hinein in die Mangroven der Marktwirtschaft! Ich nahm den Eselspfad der Eitelkeit und fiel auf die Fresse. Esse unter Zypressen. Ging dahin, wo der Pfeffer wächst. Wachsblumen rings. Wachsfiguren-Kabinette voller Anführer. Die vergessenen Götter der Abendnachrichten.
Es war die Stunde der Schatten und ich war ein guter Verlierer. Ich erbat Beistand bei den üblichen, hinlänglich verfügbaren göttlichen Instanzen. Im Vorzimmer war Schluß. Plötzlich wisperten alte, schwere Bäume wissend, ich legte mein Ohr auf die Gleise alles Vorrüberziehenden und floh vor mir selbst. Durchjapste Flüsse, sprach mit den Sternen, so kam ich über den Berg. So kam ich an den Rand der Welt, eine Seele auf Erden, Weltenbummler des Nichts. Die Gestirne wurden meine Leitplanken. Ich versuchte mein Echo, wer rief da zurück? Ich betrank mich mit Mondwein. Inzwischen war alles egal. Alles war größer als ich. Das göttliche Prinzip. Desillusion oder Depression. Also begann ich zu reden. Sprach zu mir selbst. Sprach mir aus der Seele ins Weltgewissen hinein. Von der Sonne aus gesehen, war ich eine blasse Statur der Selbstlüge. Ein Gassenhauer. Sprach mir Mut zu. Das kalte Herz. Brahmanisches Brimborium. Afrikanische Totenrituale. Vorrüberhastende Sternschnuppen verachteten mich dafür. Wie ich mich selbst. Da stand ich nun.
Allwissendes All mißachtet krakeelenden Klabautermann. Was könnte ich noch verraten? Mich selbst? Den Glauben? Das Glück? Ich begann zu zuhören. Dem Schweigen der Wortlosen, dem Artikulieren der Analphabeten, dem Tosen der Tauben, den Versprechen der Verstummten. Keine Götterdämmerung. Twilight. Es war die Stunde des Lichts. Über mir die täglichen Wolkenlügen, ich tauschte Obst gegen Wein. Erlösung erhoffend, Leere erntend. Ich bettete mich in Selbstlob. Die Beichte nahm ich mir selbst ab. Und ich war gut zu mir.
Das Leben war einfach größer als ich. Ich dacht, ich hör mich flehen: Heilsam, Heiligkeit, Hörigkeit. Ich konnte mich lachen hören. Aber es war nur ein Traum. Ich versuchte wach zu bleiben. Das ganze Leben nur ein Traum? Man wacht auf und dann ist es vorbei? Die tragische Tragödie. Die Todessehnsucht-Taktik. Kontrollierte Offensive ein Leben lang oder verhärmter Catenaccio? Als Vollblutstürmer des Vulgären oder vertiler Verteidiger des Vollrausches. Vagabund? Vagilant? Verfassungsfeind? Vordenker der Verkommenheit? Oder die Feldwege der Läuterung, der Pfad der Tugend? Ein Ausweg? Buchen sie unseren Frühwucherpreis für eine Fähre ins Ungewisse.
r. galenza