Nichtsnutz als Weltempfänger
Überall Kameras und Kameraden. Kaukasischer Kreidekreis der Kataphonie. Folge nicht dem berechnenden Wind, der Nachrichten fälscht und Gerüchte aussät in den Alleen der Desinformation. Beliebter Trick: Unterwanderung. Täuschung, Anbiederung und Lüge. Gefälligkeiten der Dekonspiration. Jedem sein Feindsender. Die kleine Macht der Gefühle als gefühlte Ohnmacht. Ein immerwährendes Sausen. Quantensprünge der Trivialisierung.
Es gibt keine Strategie, aber ein System. Die Berater der Macht auf der Flucht. Die Metaphern lügen, Kontaminierung aller Gefühle. Alle Werte verschlissen und entwertet. Statt dessen ausufernde Met-Gesänge von Frohnaturen. Medienkompetenz meint hier, den eigenen Jammer zum Beruf zu machen. Trotziger Trost vor der Torschluß-Panik? Was tun? Ein Gebet oder Scheck? Alles ging flöten im Bild-Gewitter. Ein Welten-Dröhnen. Es wird sauren Regen geben überm Antennen-Segen. Besetzt die Dächer! Dein Stolz versendet sich. Als Abspann.
Funkstille halten. Morse-Beat des Verrats. Drahtloses Ich. Klangkrumen. Einsamer Minenhund ohne Befund. Verlorene Könige und Zauberer unterm Funkturm deiner Erinnerung. Ein ewiges Feature. Du als trostloses Hörspiel. Keine neuen Nachrichten, statt dessen Reklame. Die Götter des Windes, gehüllt in Schallwellen, äthertriefend, variieren die Halbwahrheiten und Glücksversprechen. Mut und Zaudern vom Soldaten-Sender. Kernige Parolen für die Verunsicherten. Denn alle wollen tanzen und vergessen. Das große Fressen auf Kredit. Es bedient sie heute: Kaltmamsell der Lüfte, Techniker der Düfte. Scham fühlend und mattes Mitleid für formatierte Menschen. In den Körpern salbungsvoller Desinformation. Detaillierte Deformation von Marktforschern und Entscheidern. Dabei ging es doch nur um Würde.
Oder ging es um die Freiheit der Bequemlichkeit? Lichterketten für alle. Alles wurde banal. Und absehbar. Und somit langweilig und fad wie öde. Öde wie die Angeberfressen, die den ganzen Scheiß verkaufen, diese Mitmacher. Früher haben die Klassenkeile bekommen. Jetzt bluten sie still in ihre Anzüge und lügen öffentlich. Apologeten der Angst. Groovy geht anders. Mechanische Priester. Phrasenschaum statt Sonne der Erkenntnis. Im Mediendorf selbstreferentielles Rechtfertigungs-Gegurgel, dieses Plärren. Verlorene Seelen wärmen sich am elektrischen Fegefeuer. Oder: der Teufel als Beobachter Gottes. Alle alten Absprachen waren auf einmal ungültig, Schein-Revolutionen verpufften. Im Puff von Eigenlob und Sinnsuche. Um was ging es eigentlich? Den Klang der Kompromißlosigkeit oder Verzettelung? Ein Leben als Jargon-Maskerade? RUF MICH AN!
Die Gaswerke werden frech und erhöhen unsittlich die Rechnung. Als ob es um Wärme ginge. Wer war Gott, wer Teufel und wer die Guten und die Bösen? Es roch so langsam unangenehm, ja muffig. Ach ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ein Barmen um Aufmerksamkeit. Mediale Beweise, das man noch am Leben sei, vielleicht. Als Koma-Konsument im Erlebnispark des Lebens. Frivol und keck, selbstbestimmt und individuell wie alle anderen auch. Jeder Saftarsch zeigt stolz sein Tattoo und das Nasenblech. Laut und leer. Individuelle Uniformität. Als Geste verkommen. Sixpack-Handtaschenträger an den nachtblauen Tanken jeder Stadt. Perlwein in Bushaltestellen, Pullermann in der Hauptpost. Friedhofstrinker, leberkrank und mondstolz. Das Leben, heiter wie Eiter. Und das ging immer so weiter. Es wurde dunkel und hell.
Eingebettete und umgebettete Journalisten. Trostlose Botschafter. Jede Pak hat ein Flak. Der Ätherwind trägt die Samen der Verblödung überall hin. Samt Product-Placement. Vom großen Ganzen ins Private. Alle sind einmal davon ausgegangen, daß es eine Vernunft in der Geschichte gäbe. Dieser Glaube ist vollkommen verloren. Und kein Zurück. Du kannst gehen, doch deine Sinne sind hin. Ein Zögern am Abgrund. Veteranen der Verzweiflung. Und nun? Hilft ja nix. Rotes Kreuz und Roter Halbmond sind längst abgezogen. Dir bleiben Gelbmond und Gelbkreuz. Und Illusionen, die der Gegenwart voraus eilen. Fremdbestimmte Freizeit als süffisante Konstante ohne Ausweg. Der Kopf als multimedialer Kerker. Die Fernbedienung als selbstbestimmter Verführer. Anna log im Digi-Tal. Das gute Wissen ist nicht billig. Eine Sinnlosigkeitserkenntnis und ein Hunger nach Perspektiven.
Sei mal still. Alle Mikrophone abgeschraubt, Scheiße war das schön. Eine Nacht lang in einem Vergnügungslokal. Aber dann legten die Sirenen wieder los, so laut sie konnten. Who I'am? Und wer bist du? Das sollte man wissen beim Verpissen von jedweder Moral. Metergroße Überschriften und schlagende Schlagzeilen munitionieren die Stammtische. Es wird verbal gemeuchelt. Profane Seelsorge am Volksempfinden. Der Zwang, ständig neue Tabubrüche erfinden zu müssen. Hände hoch! Heuchler, Ketzer, Meinungsmacher. Klassenkampf wird Unterhaltung. Man könnte müde davon werden.. Als Funkemariechen bei einem Piratensender. Alter Blender. Und dann ging ich: Entzwei.
Ronald Galenza 12.12.2003