Tage der Gefangenschaft
wir ließen das falsche elend los
woher kannten uns die träume?
alle kamen und gingen wieder
rund geriebene seelen mit
der gier nach ruhm und rum
in diesen dünen hatten wir
mal gelebt bis das meer alles holte
ständig auf der flucht konnten
das glück nicht mehr bezahlen
wollten das leben feiern
dass uns umbrachte
deine jugend war eine krise
eine klassenfahrt wie ein abseitstor
kein mitglied einer gang
durch einen finstren kafka wald
an düsteren russenkasernen vorbei
täglich dresche und raufereien
tausende fragen aber keine zukunft
kein geld kein thema es war nur kalt
schrieben visionen an uns selbst
verglüht in hitzeheißen sommern
allein in den feldern aus regen
doch wieder ein neuer morgen
manchmal hätte ich gern die freiheit
etwas anderes als über die
eigene gefangenschaft zu lesen
in eine andere zeit geboren
unsere spiegelbilder seitenverkehrt
außer katastrophen und toden
gab es auch nichts neues mehr
hock hier auf dem kaputten dach
erinner mich an alles kontinenteweit
solang ich noch kann die hand
zittert vom briefe schreiben
den reisebüchern oder vom gin
regen rinnt gelassen ohne vergebung
unten die kalte straße aus
unglücklichen jugendtagen
vergessen ist ein würdiger ort
r. galenza – 25/11/2022