Alte Schabrake Sai Gon

du heiße schlampe in dir
fühlten wir uns endlich wohl
als ob man endlich
angekommen wäre im babel
der eigenen vorstellungen
der tropen einer gescheiterten lüsternheit
hinter den nebelschwaden des sozialismus
und den räucherstäbchen frischen geldes
diese hitze war taoistisch
kleidsam wie klebreis

im schatten keiner ahnung
jeder start jede landung
zwei toden entronnen
es würde keinerlei spuren geben
vom verhandelten schicksal
irgendein mond, schicksal oder sonne
ging immer auf oder unter
das geld war nichts mehr wert
die luft anders herum glücklich
jeder verkehr sofort tödlich
aus motorisierten giften

die häuser & gesichter schmaler
das leben unverständlich einfacher
man zahlte immer sofort bar
in gesichter hoffnung oder absagen
betteln und barmen waren
längst alltagsgeschäft
jeder deal roch nach geld
aber man konnte ja handeln
mißverständisse rochen wie versprechen
jede schönheit war nur sie selbst
jeder verlorene abend abschied
alles war nur es selbst
die armut eine hoffnung auf gewinn

die sanften parks & die revolutionspaläste
die falschen panzer des sieges
der verbogene fluß
der alles ertragen hat
das streben nach aufbruch und moderne
die steilen hotels des westens
die hütten und palmen verstellen
die alleen des sieges
der markenwaren
die überbordenen biergärten
voller lebenslust und dämpfen
zwischen karaoke-häusern und straßenmusikern
oft verkrüppelt oder blind
klagegesänge durch megaphone
das alte heischen des marktes
schnäppchen aus billigem geflimmer
das hohe heucheln der reklame
wie ein verrat an all den toten

die stolze stille der harrenden
alte lampen der gelassenheit in sanften gassen
die geflüster und stiefel ausgehalten hatten
bizarre kreuzungen bluteten
windstill und mondwirr
nachthändler boten lichtbunt
für kleine münzen seelenheil feil
hier konnte man alles kaufen
außer glück & ausreden
wir standen über geduckten dächern
die horizonte konnten uns ahnen
pflaumenblau & nachtgrau ging alles zu ende
ehe alles wieder mangogelb
von vorn anfing

r. galenza     20.2.07