Interview zum 50jährigen Jubiläum der „Melodie & Rhythmus“ mit Ex-Autor Ronald Galenza

platten.jpgM&R: Kannst Du Dich an Deinen ersten Artikel in der M&R erinnern?
 
RG: Klar, der war 1977 über die Gruppe Reform. Ich war ein junger Journalistik-Student in Leipzig. Reform sollte da im Innenhof der Uni spielen. Ich rief einfach bei der „Melodie & Rhythmus“ an, es war ein mir unbekannter Mann dran. Ich bot voll naiv an, einen Artikel über dieses Konzert zu schreiben. Der kannte mich natürlich auch nicht, aber er bot mir 60 Zeilen an. Die haben es auch tatsächlich gedruckt. Ich war stolz wie Bolle!
 
M&R: Kamst Du problemlos bei der Handvoll freien Schreibern unter?
 
RG: Ich kam danach schnell auf Punk. Da wollte man mit solchen staatlichen Blättern wie der „M& R“ ja nix zu tun haben. Ich hab in der Zeit lieber Rocktexte geschrieben, u.a. für Pankow („Er will anders sein“) oder unsere eigene Punkband Jährzorn.

M&R: Konntest Du Dir Deine Themen selbst aussuchen?
 
RG: Klar, anders hätte ich es auch nie gemacht. Ich war nie Lohnschreiber. Ich hab Sachen, die mir wichtig erschienen einfach angeboten. Dazu konnte man ja oder nein sagen. Mit dem ganzen offiziellen DDR-Rock, dieser liedhaften Beatmusik, wollte ich eh nichts zu tun haben, das hat mich nicht mehr interessiert. Die fand aber in diesem Blatt stand. Ich mußte also ziemlich lange warten, bis leichte Öffnungen und Veränderungen ab Mitte der Achtziger begannen.
 
M&R: Gibt es Artikel, die Du im Nachhinein besser nicht geschrieben hättest?
 
RG: Ehrlich nein. Man sollte auch zu seinen Fehlern stehen.
 
M&R: War es einfach, Artikel über "andere Bands" zu platzieren?
 
RG: 1986 fing ich an, für Jugendradio DT 64 Musik-Beiträge zu machen und für das „Journal für Unterhaltungskunst“ über die sogenannten anderen bands zu schreiben. Bei der „M&R“ tauchte dann irgendwann Frau Antje Klages als Redakteurin auf und die kannte ich schon vom Studium. Es war also nicht wirklich schwer, ab da Artikel unterzubekommen. Die Idee war einfach, diesen Bands zu helfen und Öffentlichkeit zu schaffen. 1988 hatte ich sogar eine zweiteilige Serie samt Doppelseite für diese Bands rausgehauen. Als die erste LP von Sandow rauskam, hat die Redaktion schon mich gefragt.  Oder Feeling B…. Ab da war es ziemlich einfach

M&R: Was war Dein bisher letzter Artikel in der M&R?
 
RG: Weiß ich noch genau: der allererste Auftritt der Einstürzenden Neubauten in Ost-Berlin am   1989, in der sehr authentischen VEB Elektrokohle Berlin. Backstage steppte der Bär. Heiner Müller und der französische Kulturchef Jack Lang waren da und Blixa Bargeld verteilte T-Shirts mit der Aufschrift… Mehr Infos und die alten Artikel findet man übrigens auf meiner Website: www.beat-poet.de

M&R: Das wars schon. Hast Du ein Foto von Dir, das wir nutzen könnten?