SMASHING PUMPKINS - MACHINA/ The machines of god

(Virgin)

Machina.jpgMan könnte sagen, die neue Pumpkins klingt effektheischend, maniriert, hagestolz und übersteigert. Man könnte auch sagen, die Pumpkins waren eine Band der Neunziger und Gitarren-Rock eh ein Auslaufmodell. Die Bärbeißigen dürfen auch gern Bombast-Kitsch dazu sagen. Man könnte aber auch euphorisch ausrufen: die ist super-fett, fluffig und asshole-kicking! Pures Gold, Herrschaften! Da geht alles: headbanging, stagediven, mitweinen oder Luftgitarre! Lange dachte man ja, Billy Corgan besetzt die Kurt-Cobain-Lücke, aber ihm fehlte der Teen-Spirit. Oder er war zu schlau. In einem Interview erklärt er nun, daß er innerhalb des klassischen Pop-Idoms nichts mehr zu sagen weiß und er nicht sieht, wohin er noch gehen könnte. Er hat wahrlich viel probiert auf den Alben davor, “Machina” ist nun die wohl popig-pompöseste Platte im Pumpkin’schen Verständnis, mit offensichtlich britischen Einflüssen (irgendwo bei Ride, Oasis und Hurricane # 1). Dabei kristiallklar und hochdramatisch. White-Soul-Rock mit griesgrämigen Themen wie Not, Wiederauferstehung, Zweifel und Einsamkeit. Er will immernoch allen beweisen, daß er ja doch der Beste ist und im Alternative-Regal findet man derzeit auch nichts Spannenderes. Corgan schreit, wimmert und singt zerrissen, selbstverliebt, leidend, maßlos und prätentiös. Aber es hat Seele, er meint das wirklich ernst; fast alle der 15 Songs haben Hitcharming, nur “Glass and the ghost children” und “Heavy metal machine” wirken überkonstruiert und arty-abgehoben. Er hat den einst wegen Drogen-Dramen gefeuerten Pauker Jimmy Chamberlin wieder eingestellt, was dem Sound sehr bekommt. Und Produzent Flood versichert, daß der kantige Bass noch von der überraschend ausgestiegenen D’Arcy eingespielt wurde. Corgan schichtet Berge von Gitarren übereinander, ein gar köstlich Zwirbeln und Pfeifen, die Drums reiten schwere Attacken, die Bässe pumpen gnadenlos und doch weht über allem auch Melancholie und Sehnsucht. Das Leben geht ja trotzdem immer weiter und ich glaube, die Smashing Pumpkins zeigen einen gangbaren Weg für Rock im neuen Jahrtausend. Nicht umsonst beschwört Corgan am Ende ein “Age of innocense”. Wie Thomas Bernard schon wußte: “Widerstände sind Material” und ich glaub, diese hier sollte man kennen!

electric galenza

März 2000 ZONIC Greifswald