GUN CLUB - Pastoral Hide & Seek
(WSFA/ EfA)
Ist doch schön, lang vermißte, alte Bekannte wieder zu treffen. Oft weiß man ja nicht mehr viel zu sagen. Oder man sprudelt förmlich über. Früher bebte der ganze Körper, wenn der Gun Club den "Sexbeat" intonierte oder die "Las Vegas Story" vortrug. Danach gab es einen Bruch. Sänger Jeffrey Lee Pierce wurde fett und schlapp, hatte diverse gesundheitliche Probleme und lieferte einige weniger inspirierte Soloalben ab. Auch der andere Teil des Schützen-Clubs, Kid Congo Powers, irrlichterte durch eingene Projekte und andere Bands. 1987 erschien das bisher letzte Werk des Gun Club, "Mother Juno". Cocteau Twin Robin Guthrie mischte diese Platte seltsam beruhigt und ausgewogen.
Nun ist der Gun Club wieder zu sich selbst zurück gekehrt. Immer noch pflegen Pierce, Powers und die beiden Neuen, Romi Mori (b, g) und Nick Sanderson (dr), ihr sehr ursprüngliches Gemisch aus amerikanischem Rhythm'n'Blues und Country. Nun aber nicht mehr so rauh und unverfälscht, sondern weiter gefaßt, vielfältiger. Von der Wurzelbehandlung direkt ins Herz. Pierce lehnt heute jeden Hinweis auf Amerika ab, er läßt sich nicht mehr territorial festlegen. Gut, daß Pierce' nuschliger, laxer Gesang erhalten geblieben ist, er nöhlt sich wie eh und je durch die seltsam verqueren Songs. Hier fehlen nun die weichen Strings der letzten LP, Powers spielt wieder mehr diese stoisch-direkte Gitarre und den strengen Beat.
R. Galenza NMI - Europa Rockzeitung 12/1990 S. 21