Abstellgleise

I
ich bin ein heile-welt-produkt
die alte von schräg oben schaut
mir wieder beim mastubieren zu
punkmusik frißt sich in die gelben wände
die kopfhaut ist kalt so kahl
mit dem finger rühr ich
in viel zu heißem kaffee herum
der lediglich nach zucker schmeckt
sitze einfach da jetzt beobachte ich
die alte vielleicht ist das ein hexenhaus

II
der ofen friert sich die kacheln blau
hab höchstens noch ein altes taschentuch
zum heizen und die paar brief
die alles nur noch komplizierter machen
hätte lust auf richtig warmes
essen: bratwurst & sauerkraut oder so
ich tröste mich mit einem alten kaugummi
den ich gleich wieder zurück in die pfanne spuck
langsam zerkaue ich einen brühwürfel

III
der wecker steht seit tagen die zeit
ist kein maßstab mehr für mich
das band läuft leer jetzt soll es laufen
wie ich: immer im kreis
meine wege sind wie tunnel sie enden
lichtlos in sperrzonen wasser rinnt
von den mauern die decke quetscht
das rückgrat bald wird man auf allen vieren kriechen

IV
ich versinke in den heißen schlünden der stadt
fahre in die schwarze grube des alltags ein
wärme mich in geschäften auf
schon verdächtig nur so herumzustehen
die balkone sind mein regenschirm
hundekot die schuhcreme

V
ich verlasse die ampelgesicherten wege
aber was macht das schon die flüsse stinken
weiter ob mit mir hier oder ohne mich da
die sirenen brüllen trotzdem
pünktlich mittwochs um eins man ist
immer wieder sein eignes opfer
nur ein trost bleibt: ich hab
mich immer selbst dabei und nach
ausreden such ich schon lange nicht mehr